Modemarkt Berlin
Modemarkt Berlin, Foto: pixabay

Berlin hat sich in den letzten Jahren zu einer vielseitigen Modemetropole entwickelt. Die deutsche Hauptstadt vereint etablierte Modemarken und junge Designer, Haute Couture und Streetwear, Luxus-Boutiquen und Secondhand-Schätze. Mit knapp 4.800 Modeunternehmen und rund 25.500 Beschäftigten zählt die Modewirtschaft zu den wichtigen Kreativbranchen der Stadt. 

Einkaufsviertel und Concept Stores

Berliner Mode gilt als kreativ, mutig und unkonventionell – Mode "Made in Berlin" steht für Experimentierfreude, Individualität und häufig auch für Nachhaltigkeit. Gleichzeitig bietet die Stadt eine florierende Einzelhandelslandschaft: Von eleganten Einkaufsboulevards im Westen über trendige Concept Stores in ehemaligen Fabriketagen bis hin zu Vintage-Läden und Flohmärkten ist für jeden Modegeschmack etwas dabei. Dieser Überblick zeigt, warum Berlin als Modestadt international immer mehr Beachtung findet.

Eine Besonderheit des Berliner Modemarkts ist, dass sich die Mode-Hotspots über mehrere Stadtteile mit jeweils eigenem Charakter verteilen statt sich auf eine einzige Einkaufsmeile zu konzentrieren. Im Westen der Stadt lockt der Kurfürstendamm ("Ku’damm") als legendäre Luxusmeile: Hier reihen sich Flagship-Stores internationaler Luxusmarken wie Armani, Chanel oder Louis Vuitton. Am Wittenbergplatz lockt das traditionsreiche Kaufhaus des Westens (KaDeWe) mit sechs Etagen voller Designermode, Accessoires und einer berühmten Feinschmeckeretage. Gleich nebenan erfindet sich der Einzelhandel neu: Die Concept Mall Bikini Berlin nahe dem Zoo vereint permanente Läden und Pop-up-Shops unter einem Dach. Das innovative Zentrum vereint bekannte Marken mit jungen, aufstrebenden Labels und Pop-up-Stores – ein Schaufenster für kreative Newcomer der Modeszene.

In Berlin-Mitte rund um die Friedrichstraße und den Gendarmenmarkt geht es edel und avantgardistisch zu. Boutiquen wie The Corner Berlin führen kuratierte Kollektionen zahlreicher Luxusmarken von Valentino bis Stella McCartney. Gleichzeitig ist Mitte Heimat vieler junger Designerstores: In den Seitenstraßen um den Hackeschen Markt und entlang der Mulackstraße findet man kleine Läden Berliner Labels, Concept Stores und Kunstboutiquen. Gerade diese Mischung aus High Fashion und Independent-Design macht die Attraktivität der Berliner Modeszene aus.

Auch Kreuzberg hat sich mit originellen Shops und Concept Stores einen Namen gemacht. In Kreuzberg zieht etwa der Voo Store in einem versteckten Hinterhof der Oranienstraße Modeliebhaber aus aller Welt an – der industriell anmutende Laden vereint progressive Mode internationaler und lokaler Designer, oft mit einer Prise Streetwear-Ästhetik. Insgesamt gilt: Berlin bietet zahllose einzigartige Shopping-Erlebnisse – die Mode steht dabei oft in Verbindung mit Kunst, Cafés und der kreativen Atmosphäre der jeweiligen Kieze.

Modeboutiquen in Berlin

Berlin beherbergt eine Vielzahl erstklassiger Modeboutiquen – von glamourösen Designer-Stores bis zu individuellen Concept Boutiquen. Einige der bekanntesten Modeboutiquen sind:

  • Andreas Murkudis – Ein hochkarätiger Concept Store in der Potsdamer Straße, der ein handverlesenes Sortiment von Mode über Accessoires bis zu Interior-Design anbietet. In dem ehemaligen Druckerei-Gebäude präsentiert Murkudis Stücke internationaler Avantgarde-Designer ebenso wie zeitlose Basics, mit Fokus auf zeitloser Qualität und klarer Ästhetik.

  • The Corner Berlin – Luxusboutique am Gendarmenmarkt, die Damen- und Herrenmode der führenden Designer der Welt vereint. In elegantem Ambiente findet man hier Kollektionen von Marken wie Givenchy, Saint Laurent oder Balenciaga. The Corner gilt als erste Adresse in Berlin für High-End-Fashion und zieht ein internationales Publikum an.

Streetwear-Läden in Berlin

Die Streetwear- und Sneaker-Kultur blüht in Berlin in voller Pracht. Zahlreiche spezialisierte Läden bieten limitierte Turnschuhe, Skate-Fashion und urbane Labels an. Drei herausragende Adressen für Streetwear-Fans sind:

  • Overkill – Dieser Store in Kreuzberg ist eine Institution für Sneaker-Liebhaber. Overkill führt eine große Auswahl an seltenen Sneakern und Streetwear-Editionen bekannter Marken. Das Geschäft begann als Anlaufstelle für Graffiti-Bedarf und hat sich zu einem der gefragtesten Sneaker-Shops Europas entwickelt.

  • Civilist – Ein Kultladen für Skater und Streetwear-Enthusiasten in Mitte. Civilist verbindet Skatekultur mit Fashion und verkauft neben seinem eigenen Modelabel auch ausgewählte Streetwear-Brands aus aller Welt. Der Shop, in einer versteckten Galerie in der Brunnenstraße, ist bekannt für sein wechselndes Sortiment und Kooperationen in der Skate-Szene.

Secondhand-Shops in Berlin

Secondhand-Shopping hat in Berlin Kultstatus und gehört fest zur Modekultur der Stadt. Viele Berliner bevorzugen Vintage-Kleidung nicht nur aus Preisgründen, sondern auch, um individuelle Styles zu kreieren und nachhaltig zu konsumieren. Dementsprechend floriert die Secondhand-Ladenlandschaft. Eine Auswahl beliebter Vintage- und Secondhand-Shops umfasst:

  • Humana Kaufhaus – Der größte Secondhand-Laden der Stadt befindet sich in einem fünfstöckigen Kaufhaus am Frankfurter Tor in Friedrichshain. Hier hängen etwa 30.000 Kleidungsstücke, sauber sortiert nach Art und Farbe. Vom Kleid im 50er-Jahre-Stil bis zur 90er-Jahre-Jeans ist alles dabei. Ein besonderes Highlight ist die Vintage-Abteilung im obersten Stockwerk mit Mode-Schätzen aus vergangenen Jahrzehnten.

  • PicknWeight – Vintage Kilo Store – Diese innovative Secondhand-Kette betreibt mehrere Filialen in Berlin. Hier bezahlt man gebrauchte Kleidung nicht pro Stück, sondern nach Gewicht, was das Stöbern zum spielerischen Erlebnis macht. Oft finden sich dabei echte Unikate für wenig Geld – vom Vintage-Bandshirt bis zur Designer-Handtasche vergangener Jahrzehnte.

Berlin als Modemetropole - Geschichte und Bedeutung

Berlins Ruf als Modestadt kommt nicht von ungefähr – die Stadt kann auf eine bewegte Modegeschichte zurückblicken. Bereits in den 1920er-Jahren war Berlin ein Zentrum der Mode- und Konfektionsindustrie. Rund um den Hausvogteiplatz in Mitte produzierten hunderte Modehäuser und Ateliers prêt-à-porter-Mode für einen weltweiten Markt; Berlin galt damals neben Paris als eine Hochburg für Konfektion. Dieser Aufstieg wurde durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten jäh gestoppt, da viele der erfolgreichen Firmen jüdisch geführt waren und enteignet oder zerstört wurden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor Berlin als geteilte Stadt zunächst an modischer Bedeutung: West-Berlin war zwar Schaufenster des Westens (mit dem Ku’damm als Glamour-Meile), doch Modemetropolen wie Paris, London oder New York gaben den Ton an. In der DDR existierte eine eigene Modewelt, doch internationale Trends lebten dort vor allem in Subkulturen weiter. Erst mit dem Mauerfall 1989 und der Wiedervereinigung erwachte Berlin wieder als Kreativlabor für Mode. Günstige Ateliermöglichkeiten, leerstehende Industriebauten und eine pulsierende Kunst- und Musikszene zogen während der 1990er- und 2000er-Jahre zahlreiche junge Modemacher in die Stadt. Berlin entwickelte einen eigenen Stil jenseits des Mainstreams – experimentell, urban und oft bewusst nonkonformistisch.

Spätestens mit der Einführung der Berlin Fashion Week im Jahr 2007 rückte Berlin dann offiziell auf die Landkarte der internationalen Modewelt. Seither präsentieren sich zweimal jährlich (im Januar und Juli) Berliner und internationale Designer auf den Laufstegen der Hauptstadt. Die Modewoche und zahlreiche zeitgleich stattfindende Messen und Showrooms haben Berlin als Treffpunkt der Branche etabliert. Neue Labels sorgten für Aufsehen, internationale Stars besuchten die Schauen, und selbst Modeikone Karl Lagerfeld lobte den besonderen Geist der Stadt. Heute gilt Berlin zwar nicht als klassischer Luxusmodemarkt wie Paris oder Mailand, hat sich aber als Hotspot für Nachwuchsdesigner, Streetwear und nachhaltige Mode einen Namen gemacht. Nicht zuletzt ist Berlin mit der Zentrale des Online-Modehändlers Zalando auch wirtschaftlich ein Schwergewicht der Branche.

Wichtigste Modenschauen und Events

Das wichtigste Schaufenster der Berliner Modewelt ist die Berlin Fashion Week. Sie findet halbjährlich statt und verwandelt die Stadt mehrere Tage lang in einen Laufsteg. Auf den Fashion-Week-Plattformen werden die neuesten Kollektionen sowohl etablierter Labels als auch aufstrebender Designer vorgestellt. Typisch für Berlin sind ungewöhnliche Locations – von historischen Industriehallen bis zu Clubs und Off-Locations. Bei den Schauen liegt in jüngerer Zeit ein starker Fokus auf Innovation und Nachhaltigkeit, inklusive spezieller Formate für nachhaltige Mode.

Neben den Laufstegschauen tragen zahlreiche Fachmessen und Events zum Flair der Modewoche bei. Auf Fachmessen wie der Premium präsentieren internationale Modemarken ihre Kollektionen dem Fachpublikum – Berlin wird dann zum Treffpunkt für Einkäufer aus ganz Europa. Ergänzt wird die Modewoche durch zahllose Showrooms, Networking-Events und Aftershow-Partys in der ganzen Stadt. Ein Highlight war jahrelang die Bread & Butter, eine in Berlin gegründete Streetwear-Messe, die zeitweise weltweit tonangebend war und später von Zalando kurzzeitig als Publikums-Festival wiederbelebt wurde. Heute konzentriert sich die Berliner Modewoche wieder auf ihre Kernformate – vom Berliner Salon (kuratierte Ausstellung deutscher Designer) bis zu den Runway-Shows selbst.

Aktuelle Modetrends in Berlin

Was trägt Berlin heute? Aktuell spiegeln sich in der Berliner Modeszene globale Trends wider – allerdings immer mit einem ganz eigenen Hauptstadt-Twist. Einer der prägendsten Strömungen ist Nachhaltigkeit. Kaum irgendwo florieren nachhaltige Modelabels, Vintage-Shops und Upcycling-Ideen so sehr wie in Berlin. Umweltbewusster Konsum – vom Kleidertausch über Flohmärkte bis zur Eco-Fashion auf den Laufstegen – ist hier längst Mainstream.

Gleichzeitig bleibt die Stadt ein Epizentrum für Streetwear-Ästhetik. Streetwear ist allgegenwärtig: Hoodies, Sneaker und Caps gehören für viele Berliner zur alltäglichen Uniform. Der Athleisure-Look – Sportswear im Alltag – ist gesellschaftsfähig geworden. Oft werden High Fashion und Streetwear zum typischen Berliner Stilmix kombiniert. Insgesamt liebt Berlin es lässig, praktisch und unprätentiös.

Ein weiterer Trend ist die Bewegung hin zu Genderless Fashion, also geschlechtsneutraler Mode. Auch Genderless Fashion spielt eine wachsende Rolle. In der experimentierfreudigen Berliner Szene verschwimmen die Grenzen zwischen Damen- und Herrenmode; viele junge Labels setzen auf Unisex-Designs und androgynes Styling. Die tolerante, individualistische Stadtmentalität bietet dafür den idealen Nährboden.

QUELLE:

  • Berlin Partner – Pressemitteilung "Berlin Fashion Week Juli 2023" 

  • tip Berlin – Modemetropole Berlin: Modetrends, die in der Hauptstadt entstanden

  • visitBerlin – Nachhaltige Mode in Berlin (Tourismusportal, abgerufen 2025)

  • The Culture Trip – An Insider’s Guide to Shopping in Berlin 

  • Highsnobiety – A Guide To The Best Shopping in Berlin 

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