Immer mehr Menschen in Deutschland legen Wert auf Komfort statt Förmlichkeit. Eine aktuelle Untersuchung des SIEMES Schuhcenters bestätigt diesen Wandel nun auch bei Schuhen. Die Studie zeigt klar: Der Trend zur sogenannten Casualisierung – also zu entspannter, sportlicher Kleidung – erreicht zunehmend alle Lebensbereiche.
Inhaltsverzeichnis:
- Wandel der Alltagskleidung in Berlin
- Einflüsse von Musik und Kultur
- Arbeitswelt und Dresscodes im Umbruch
- Konsumverhalten und ökologische Folgen
Wandel der Alltagskleidung in Berlin
Berlin gilt seit Jahrzehnten als Experimentierfeld für Mode. Schon lange zeigen sich dort Trends, bevor sie in anderen Regionen ankommen.
Ob auf den Straßen von Kreuzberg oder rund um den Alexanderplatz – klassische Anzüge und Kostüme werden seltener. Der Alltag ist heute geprägt von Sneakers, Jeans und lockeren Schnitten.
Das Phänomen ist nicht neu. Bereits die Kleiderschrank-Studie der Macromedia University aus dem Jahr 2022 belegte eine deutliche Lockerung der Kleidungsnormen. Wer keinen Beruf mit Uniformpflicht hat, unterscheidet kaum mehr zwischen Arbeits- und Freizeitkleidung. Diese Entwicklung wird nun durch die Schuhcenter-Analyse bestätigt.
Mehr zur kreativen Seite der Berliner Modewelt finden Sie in diesem Beitrag über Mode jenseits des Mainstreams.
Einflüsse von Musik und Kultur
Einer der Hauptgründe für den Wandel liegt in der Kultur. Seit dem Start von Musikfernsehen in den 1980er-Jahren prägen Musiker das Modebewusstsein. Besonders Rap und Hip-Hop beeinflussten seit den 1990er-Jahren die Jugend weltweit.
Sportliche Elemente – Jogginghosen, Hoodies, Sneakers – wurden Teil des urbanen Stils.
Die Studie belegt, dass diese kulturellen Impulse über Jahrzehnte hinweg nachhaltigen Einfluss auf das Konsumverhalten hatten. Millionen von Menschen übernahmen die Vorbilder ihrer Idole. Was einst Subkultur war, wurde zum Massenphänomen.
Auch der gesellschaftliche Wandel spielt eine Rolle: Frauenrechte, offene Einstellungen zu Minderheiten und flachere Hierarchien führten zu einem entspannteren Umgang mit Kleidung. Damit veränderte sich nicht nur der Stil, sondern auch die Wahrnehmung von Identität und Ausdruck. Einen Einblick in ähnliche Trends bietet dieser Artikel über ein Berliner Modegeschäft.
Arbeitswelt und Dresscodes im Umbruch
Die Arbeitswelt wandelte sich massiv. Seit den 1990er-Jahren steigt die Arbeitsbelastung, gleichzeitig verschwinden starre Dresscodes. Wer acht Stunden vor dem Bildschirm sitzt, bevorzugt bequeme Kleidung.
Drei Faktoren verstärken diesen Prozess:
- Fachkräftemangel: Unternehmen wollen durch flexible Kleidung attraktiver wirken.
- Hierarchieabbau: Flachere Strukturen machen formelle Kleidung überflüssig.
- Homeoffice: Spätestens seit der Pandemie ist Freizeitkleidung im Berufsalltag selbstverständlich.
Eine Studie aus dem Jahr 2023 zeigt: 80 % der Menschen mit Hybrid-Arbeitsmodellen kleiden sich heute deutlich informeller als früher.
Auch auf der Berlin Fashion Week 2025 spiegeln sich diese Entwicklungen wider. Designer setzen auf tragbare, flexible Mode, die Alltag und Beruf vereint.
Konsumverhalten und ökologische Folgen
Wer weniger zwischen Berufs- und Freizeitgarderobe unterscheidet, kauft insgesamt weniger Kleidung. Dadurch verringert sich zwar der Konsum, aber Kleidungsstücke werden intensiver genutzt. Das Umweltbundesamt wies 2022 darauf hin, dass dies die Lebensdauer von Textilien deutlich verkürzt.
Gleichzeitig gewinnt Secondhand-Mode an Bedeutung. Immer mehr Berliner setzen auf nachhaltige Alternativen, wie etwa in den zahlreichen Vintage-Läden der Stadt. Näheres dazu finden Sie unter Secondhand mit Stil.
Die Casualisierung ist längst Teil des Alltags geworden. Von der Musik über den Arbeitsplatz bis zur Freizeit – die Grenzen zwischen Stilrichtungen verschwimmen. Bequeme Kleidung steht heute für Freiheit, Gleichheit und Funktionalität. Damit hat sich die Mode in Deutschland dauerhaft verändert – und Berlin bleibt dabei an der Spitze dieser Entwicklung.
Quelle: Berliner Zeitung


