Nach monatelanger Unsicherheit steht es nun fest. Der traditionsreiche queere Club Schwuz in Berlin beendet seinen Betrieb nach fast 50 Jahren. Die letzte Party soll am 1. November stattfinden. Damit geht ein bedeutendes Kapitel der queeren Kulturgeschichte Deutschlands zu Ende.
Inhaltsverzeichnis:
- Insolvenz und letzte Hoffnung
- Wirtschaftliche Probleme seit Anfang 2024
- Umzug nach Neukölln und kulturelle Bedeutung
- Abschied mit Dank
Insolvenz und letzte Hoffnung
Der Club Schwuz hatte bereits im August 2025 Insolvenz angemeldet, führte den Betrieb jedoch zunächst fort. Alle Versuche, das finanzielle Gleichgewicht wiederherzustellen, blieben erfolglos. Auf der Plattform Instagram teilte das Team mit, dass keine Investoren bereit waren, den Club in seinem aktuellen Zustand zu übernehmen oder die notwendigen finanziellen Mittel bereitzustellen.
In der Mitteilung hieß es: „Nach monatelangen Hoffnungen, intensiven Gesprächen und einem umfassenden Prozess mit potentiellen Investor*innen hat sich keine Partei gefunden, die das SchwuZ im jetzigen Zustand übernehmen und weiterführen möchte, oder die nötigen Mittel aufbringen kann. Wir haben alles versucht, doch am Ende hat es nicht gereicht.“
Die Betreiber riefen ihre Gemeinschaft dazu auf, die verbleibenden Wochen zu nutzen, um gemeinsam zu feiern. Die Abschlussparty am 1. November wird als symbolischer Dank und Abschied verstanden.
Wirtschaftliche Probleme seit Anfang 2024
Bereits zu Beginn des Jahres 2024 zeigten sich erste Anzeichen der Krise. Im August teilte die Geschäftsleitung mit, dass der Club das Jahr mit einem erheblichen Defizit abschließen werde. Im Mai 2025, nach genauerer Analyse der Strukturen, wurde das volle Ausmaß deutlich.
Es fehlten monatlich zwischen 30.000 und 60.000 Euro. Der Umsatz war rückläufig, und auch organisatorische Schwächen in der Verwaltung verschärften die Lage. Als Reaktion darauf kündigte das Schwuz Ende Mai 33 Mitarbeitenden, teilweise langjährigen, was zu starker Kritik führte. Die Leitung rechtfertigte diesen Schritt mit der drohenden Schließung.
Zusätzlich wurden:
- Öffnungszeiten reduziert
- Ein Crowdfunding gestartet
- Pläne zur Modernisierung der Infrastruktur vorgestellt
Von den angestrebten 150.000 Euro kamen bislang jedoch nur etwa 3.000 Euro zusammen.
Umzug nach Neukölln und kulturelle Bedeutung
Das Schwuz wurde 1977 als „Schwulen-Zentrum“ gegründet. Es gilt als Deutschlands ältester queerer Club und zählt zu den wichtigsten Kulturinstitutionen der Szene. In den Anfangsjahren war der Club ein zentraler Treffpunkt der queeren Gemeinschaft.
- Der erste Christopher Street Day in Berlin 1979
- Die Gründung der Stadtzeitung „Siegessäule“
Beide Ereignisse sind eng mit der Geschichte des Schwuz verbunden. 2013 zog der Club vom Mehringdamm in Kreuzberg nach Neukölln ins Rollbergviertel. Dort boten größere Räumlichkeiten Platz für über 1.000 Besucherinnen und Besucher.
Abschied mit Dank
Mit dem Ende des Schwuz verliert Berlin einen wichtigen Ort der queeren Kultur. Seit 48 Jahren bot der Club Raum für Musik, Tanz und Gemeinschaft. Die Betreiber möchten den Abschied nicht nur als Ende, sondern auch als Zeichen des Dankes verstehen – an all jene, die das Projekt seit 1977 mitgetragen haben.
„Unsere letzte Party findet am 1. November statt und wir möchten sie gemeinsam mit euch feiern, als das, was sie ist: Ein Abschied, aber auch ein großes Dankeschön. Ein Dankeschön an euch, die mit so viel Herzblut, Kreativität und Ausdauer dieses Abenteuer Namens SchwuZ seit 1977 möglich gemacht haben.“
Mit dieser Feier endet eine Ära, die das kulturelle und gesellschaftliche Leben Berlins über Jahrzehnte geprägt hat.
Quelle: Tagesschau



